Bankenkrise

Also jetzt mach ich hier mal den Anfang.

Gaaanz aktuell - die Bankenkrise.

Ein Artikel aus der Zeitschrift "Das Parlament". Artikel stammt allerdings noch von vor dem heutigen Tag

http://www.das-parlament.de/2008/40-41/Titelseite/22376560.html

lg
bluenote , die immer nur so tut als würde sie sich für Politik interessieren

Danke für den Anfangmachen, Bluenote.

Übersicht: Finanzkrise, das geschah in der letzten Woche (29.09-06.10)

U.a.:

• 29. September: Bundesregierung und Bankenbranche springen dem Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) mit Krediten und Bürgschaften von insgesamt 35 Milliarden Euro bei.

• 5. Oktober: Die Bundesregierung stellt eine Komplettgarantie für private Einlagen in Aussicht. Die Hypo Real Estate wird mit einem zweiten Finanzpaket gerettet. Das Kreditvolumen wird auf 50 Milliarden Euro erhöht.

• 6. Oktober: Nach der deutschen Garantie-Erklärung* verstärken auch Österreich, Dänemark und Schweden den Schutz der Einlagen (dpa)

Habe Frage: Woher nimmt die Bundesregierung das Geld? Also... jetzt, in diesem Augenblick.
Liegt das irgendwo herum, über weitere Staatsverschuldung? Woher wurde das so schnell mobilisiert?

Spontan würde ich sagen die Staatsverschuldung wird erhöht.

Jeder Staat bedient sich anderer Mittel z.B. kann der Haushalt belastet werden, wie in den BeNeLux-Ländern ... (was die Deutschen machen kann ich dem Artikel nicht genau entnehmen)

Was in USA derzeit passiert kommt einem Staatsbankrott nahe. Finanzexperten sahen diese Entwicklung in Amerika schon vor einigen Jahren voraus.

Frage mich: Warum die Finanzkrise in USA zu diesem Zeitpunkt und nicht schon vor ein paar Jahren?

"Gefühlt" meine ich Staatsbankrotte "lohnen" sich vor allem für die Finanzelite bzw. diejenigen, die sowieso schon immer vom System profitiert hatten nicht für die Normalbürger (meine persönliche Meinung ... bin für jegliche Korrektur dankbar).

Ich vermute, die einsetzende Rezession/Konjunkturabschwung war der Auslöser, daß das System, wacklig auch durch die "faulen Kredite" usw., in USA zusammenbrach. Zuviele Menschen, die die Darlehen nicht mehr bezahlen konnten? Vorher schlingerte es sich noch halbwegs aufrecht, mogelte sich durch, dann war es nicht mehr erhaltbar. So ungefähr.

Was der Unterschied zu den USA ist, daß dort die Manager persönlich haftbar sind, hier nicht. Im Radio kam heute, daß paar vom Management der Real Estade zwar nun den Job verlieren, aber mit Abfindung und Co. Kann es irgendwie nicht sein.

Soweit ich verstanden habe, ist nun anvisiert die Regierung für gewissen Zeitraum mitsprechen und entscheiden zu lassen , auch in Sachen Manangergehälter, wo vorher immer gesagt wurde, das reguliert sich selbst, ein staatlicher Eingriff kippt das System und er hätte dort nichts drinnen verloren. Mir fällt dazu erneut auf, daß - wie so oft - Umstände sich ändern, mit einem Male Dinge vorstell- und machbar werden, die vorher No-go waren.

Ich kann das alles nicht beurteilen. Als gestern gesagt wurde "Die Spareinlagen sind sicher", mußte ich an Norbert Blüm denken mit seinem "Die Renten sind sischer". Was mir auch noch durch den Kopf geht ist, daß der Umgang der Finanzkrise Auswirkungen auf die Wahl 2009 haben wird. Welcher der Parteien vermittelt die größte Souveränität und Sicherheit. "Feuerprobe für Angela Merkel", titelte gestern es im Internet.

Ich weiß gar nicht... wenn ich selbst Geld hätte, ob ich noch ruhig sein könnte und, wie nennen sie es, "Vertrauen in den Markt" aufbringen könnte. Das Geld abheben geht ja nicht, dann bricht alles zusammen. Vermittelt mir eine Fragilität/Verletzlichkeit all dessen, die mir vorher so nicht bewußt war. Denke, das ist auch das, was Angst macht. Sehe aber auch Möglichkeit darinnen, daß es nun zu mehr ... hm... Ernsthaftigkeit/Seriösität kommt.

Hörte letztens, daß selbst sich über die Regularien, die es so gab, grundlegende Sachen, hinweggesetzt wurde. Das war noch nicht mal Kavaliersdelikt, sondern gar kein Delikt - eben Usus. Alles irgendwo schwer erklärbar, wenn man bedenkt, daß jeder kleine Betrieb sich hieb-und stichfest über Bilanzen und Co zu zeigen und zu verantworten hat.

Danke für Deine Ausführungen

Die "faulen" Kredite wurden schon im August im wer-weiss-was Forum diskutiert und als Auslöser benannt. ... hab ich jetzt erst gelesen

... und hänge jetzt am Ausdruck "Finanzderivate" und Sekundärmärkte.

Zitat :

Mir fällt dazu erneut auf, daß - wie so oft - Umstände sich ändern, mit einem Male Dinge vorstell- und machbar werden, die vorher No-go waren.

Das verstehe ich auch nie wie plötzlich alles machbar wird was zuvor "undenkbar" gewesen wäre.

Muss ein bestimmtes Institutionsdenken sein - hatte die Erfahrung mit dem Betreuer meiner Mutter öfter gemacht - er ist Finanzbeamter. Zuerst ging immer nichts, manchmal hatte ich den Eindruck, dass meine Vorschläge fast "kriminell" waren und dann gings doch ... ganz seltsam.
Dehnbarkeit staatlicher Institutionen aufgrund von insistieren des Bürgerwillens (im Fall der Betreuung) oder aufgrund von Krisen ... denn es gibt ja nicht nur den Neokapitalismus als Wirtschaftssystem.

lg
bluenote

Island steht vor dem Staatsbankrott, verstaatlicht nun die Banken und hofft auf 4-Milliarden-Dollar Kredit aus Russland. "Ein Staatsbankrott tritt ein, wenn ein Land Schulden oder Zinsen darauf nicht mehr bedienen kann, wie Argentinien im Jahr 2002".

Weltweit sind bislang 1000 Milliarden Euro Schaden durch die Finanzkrise entstanden.

*Zwischeneinschub Anfang*

Sind 1000 Milliarden = 1 Billion? *mal nachgucken geh*

1 Million = 1 000 000
1 Milliarde = 1 000 000 000 = 10^9
1 Billion = 1 000 000 000 000 = 10^12

Ah... doch... 1000 Milliarden = 1 Billion.

Die geschätzten Steuereinahmen für das Jahr 2008 für Deutschland liegen übrigens bei ~ 14,3 Milliarden Euro.

*Zwischeneinschub Ende*

Bluenote, habe ganz kurz mal bei Wiki wegen Finanzderivate geguckt. Nix versteh´.

Ah... Herr Mc Cain (Präsidentschaftkandidat USA) hat im TV-Duell auf die Frage nach dem Umgang der Finanzkrise gesagt, daß er als Präsident die Stärkung des Marktes dadurch erreicht, indem die faulen Kredite alle aufgekauft werden. Eher Schadensbegrenzungsversuch, aber was sollen sie nun auch groß machen, das Kind ist im Brunnen schon längst... versunken.

Die Bundesregierung schnürt ein großes Paket zur Finanzkrisenbegegnung: 400 Milliarden Euro.

Die Garantie der Sicherheit der Spareinlagen würde, wenn sie eingelöst werden müßte, so sagte man im Radio, den 4-fachen Staatsbankerott für Deutschland bedeuten. Das ist das, was ich mich frug:

Ob die Zusagen an die Sparer von A.Merkel überhaupt durchführbar sind. Sind sie nicht. Ergo funktioniert das alles ganz anders, eben auf jener Vertrauensbasis.

Was ich mich weiter frage: Da werden nun Gelder in die Banken gegeben, um den Markt zu stabilisieren. Was wird stabilisiert? Das Vertrauen in den Markt, aber nicht der Markt an sich. Durch die Finanzspekulationen entstand ein Defizit. Der Markt weist durch Überzeichnungen (richtiger Begriff? Meine: Geldkredite etc. ohne realen Gegenwert) den Geldwert gar nicht auf. Es wird also eine Illusion finanziert, ein Nicht-Ist-Zustand, eben das Vertrauen.

Verstehe das momentan so:

Herr X lieh sich bei Herrn Y Geld, der sich von Herrn Z Geld lieh, der wiederum sein Geld infolge eines Kredites erhielt und als Sicherheit einen Grashalm gab. Will sagen: Es ist Geld im Umlauf gewesen, was keinen realen Gegenwert hatte, es wurde Vermögen geschaffen, was es nicht gibt. Eben eine Illusion auf Vertrauensbasis. Nebenbei haben Herr X, Y, Z mit diesem Geld spekuliert und Gewinne erzielt auf dem realen Wert eines Grashalmes und von etwas gelebt, was es gar nicht gibt. Sicherlich werden dadurch auf andere Weise auch Werte geschaffen, wenn zB. Häuser damit gebaut oder Betriebe entstehen usw..

Kann man das so verstehen? Wenn ja, wundert mich nicht, daß das irgendwann zusammenbricht. Das ist so, als verkaufe man Äpfel ohne Obstbaum, erzielt Gewinn über den Verkauf von Nichtvorhandenem. Meine Frage ist nun inwieweit die ländergeschnürten Rettungspakete nachhaltig wirksam sind, gehe dabei davon aus, daß sie nicht die Höhe haben werden (können) um das Defizit des vorhandenen realen Gegenwertes zu neutralisieren. Daß dem Geld, dieser imaginären Größe, eben auch real ein Wert gegenübersteht. Mir scheint es so, als würde lediglich weiter - über das Vertrauen in die Märkte - versucht die Illusion wiederherzustellen.

Letzendlich ... mir scheint, als sei der Kuhhandel lediglich aufgeflogen. Und der Gewinn, der gemacht wurde durch die Spekulationen und Co, ist nun der Verlust.

Eine Rezession, die nicht notwendig war. Früher gab es tatsächlich schlechte Zeiten, wegen Wetter ect. Heute sind diese schlechten Zeiten hausgemacht. Nur weil sich einige Zeitgenossen herausnehmen viiiiel besser zu sein, wie die anderen und alles für sich beanspruchen und sich deswegen nicht mal weitestgehendst an Regeln halten.


bluenote, die heute ein wenig verstimmt ist, weil genauso ein Fortbildungsteilnehmer im Kurs sitzt und nichts merkt (er tut wenigstens so). Ich hatte ja schon von Anfang an eine Ahnung - und das wird jetzt immer deutlicher.

Hier stand ursprünglich ein Gedicht, das ich Tucholsky zugeschrieben fand. Auf vielen Seiten. Aber er ist nicht der Verfasser. Deswegen habe ich es wieder herausgenommen.

Treffer

Was damals passiert war, ist der heutigen Krise sehr ähnlich. Ist dies ein Zeichen, dass die Welt sich auf der Stelle bewegt, so gar nicht vorwärtsgekommen ist?

ein Film von Erwin Wagenhofer. Sehr sehenswert.

Interview mit dem Regisseur von der ARD

Der "Raubtierkapitalismus" inszeniert vor allen Dingen eines: den Boden für neue Kriege.

Ein neues Wort schlängelt sich durch die Medien, ein Wort, daß es gar nicht gibt, zumindest wird häufig engagiert abgestritten, daß es vorhanden sei. Bei dem vorhandenen Nichtvorhandenphantom handelt sich um das Wort:

Kreditklemme

Kreditklemme - wie passend !

Ich habe gerade zufällig den Hinweis entdeckt, dass dieses Gedicht mit den Börsenkursen in Wirklichkeit nicht von Tucholsky stammt - da muss ich natürlich gleich darüber aufklären.

Frankfurter Rundschau

Oh, danke für den Hinweis. Da sind dann aber viele reingefallen. :-( Ich werds rausnehmen.

Doch Bad Banks (?)

Steinbrück will Rettungspläne für Geldhäuser nachbessern
Auslagerung fauler Wertpapiere geplant

Artikel: Welt.de