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Anam bedeutet “Seele“ und Cara “Freund“.
In der frühen keltischen Kirche wurde jemand, der für einen als Lehrer, Gefährte oder spiritueller Mentor fungierte, Anam Cara genannt. Ursprünglich war Anam Cara der Mitbruder, mit dem ein Mönch seine Zelle teilte, bei dem er die Beichte ablegte und mit dem er alles besprach, was ihn bewegte.
Dem Anam Cara konnte man sein Innerstes, seinen Geist und sein Herz offenbaren. Diese Freundschaft war ein inniger Akt der Anerkennung und der Zu-Wendung. Die Beziehung zum Anam Cara war eine Freundschaft, die sich über alle Grenzen der Konvention, Moral und begriffliche Kategorisierung hinwegsetzte: Man war auf eine urtümliche und ewige Weise mit dem “Freund seiner Seele“ verbunden.
Die Seele ist ein göttliches Licht, das in uns und in unseren Anderen hineinfließt. Diese Kunst des Zugehörens erweckte und förderte eine innige, ganz besondere Freunschaft. Der spätrömische Kirchenschriftsteller Johannes Cassianus bezeichnete dieses Freundschaftsband in seinen “Bekenntnissen“ als unauflöslich: “Dieses, sage ich, wird durch keinerlei Zufälle zerbrochen, durch keinerlei zeitliche oder räumliche Trennung gelöst noch zunichte gemacht und dauert selbst über den Tod hinaus“.
Jeder von uns hätte einen Anam Cara, einen Seelenfreund, sehr nötig. Eine solche Liebe schenkt uns das Bewusstsein, verstanden zu werden und zwar so wie wir sind, ohne Masken oder Verstellungen. Die Liebe gewährt dem Verständnis zu erwachen, und Verständnis ist wertvoll. Wo wir uns verstanden wissen, da sind wir zu Hause. Verständnis fördert die Zugehörigkeit. Wenn wir uns wirklich verstanden fühlen, können wir unser Selbst bedenkenlos der Seele unseres Gegenübers anvertrauen.
Es gibt einen Vers von Pablo Neruda, der die im Kern einer solchen Beziehung ruhende Erkenntnis sehr schön zum Ausdruck bringt:
“Niemandem gleichst du, weil ich dich liebe.“