Marcel Reich-Ranicki und Deutscher Fernsehpreis

Ich fand die Ablehnung des Fernsehpreis von MRR (Marcel Reich-Ranicki) kurios (YouTube-Clip).

Hi Bluenote,

tut mir leid, habe etwas in Deinem Eintrag hinzugefügt und den Titel verändert.
MRR (Marcel Reich-Raniki) sagte so mir zumindest erstmal nichts.

Um die Sache mit den nichterkennbaren Links (weil gleiche Farbe, wenn nicht einmal angeklickt worden) kümmere ich mich noch.

schon o.k. ... hatte nur ganz wenig Zeit zum Schreiben.

Wollte noch was ergänzen:

Was mich an diesem Mann so gewaltig stört ist seine Ausdrucksweise. Einerseits erhebt er einen hohen literarisch-ästhetischen Anspruch. Anderseits ist die Wortwahl seiner Kritiken auf Bohlen-Niveau. So hat das Fernsehen m.E. nicht die Betitelung "Dreck" verdient (in eine der Folgesendungen). Ich bin der Meinung, dass Kritik durchaus auf hohem literarischen Niveau möglich ist.

... das würde ich ihm gerne mal sagen

lg
bluenote

Stimme Dir zu, Bluenote.

Mich hat der Auftritt bzw. eher die Reaktion vom Publikum etwas ... hm... beschämt. Die Lacher, obgleich Marcel Reich-Ranicki es ernst meinte, was er sagte. Wobei... so "arbeitet(e)" er teils auch, ähnlich wie ein Comedian, er spricht wahr, die Menschen lachen und sind doch an ihrer intimsten Wurzel gefaßt, doch durch ein Lachen können sie sich selbst aus ihrer vollkommenen Entblößtheit retten.

Damals bei Literarischen Quartett missfiel mir teils , daß M. Reich-Ranicki seine Meinung sehr fulminant amüsant kundgab, jedoch andere Meinung/Wahrnehmung zu einem Buch nicht gelten ließ und sie ebenso fulminant - allerdings nicht mehr (für mich) amüsant - vernichtete und sei es durch "Niederbrüllen". Erinnere mich da an recht unschöne Szenen zB. gegenüber Sigrid Löffler, die eine eins im Stoizismus innehalten muß.

Es ist, denke ich, teils schwierig Kritik zu üben, ohne sich selbst den gemachten Kritikpunkten selbst "schuldig" zu machen.

Im Video übrigens erstaunte mich wieder einmal Thomas Gottschalk. Er kann Situationen entschärfen in seiner legeren Art. In einer Art, die Gesichter wahren läßt. Moderativer Diplomat. Kam bei mir zumindest so an, daß er keinen beschämte. Weiß nicht, oder empfand ihn jemand hier total daneben, nicht so prickelnd?

Ich hörte in jenen Tagen noch ein Radiointerview mit M. Reich-Ranicki. Er ist nicht mehr ganz so schnell, so prompt, was in seinem Alter einfach nur eine Nebenbemerkung ohne Vorwurf ist. Auch in dem Interview ließ er an seiner Meinung keinen Zweifel.

Nun hat sich Elke Heidenreich auch zu der Qualität des Fernsehens zu Wort gemeldet. U.a damit:

"Wie jämmerlich unser Fernsehen ist, wie arm, wie verblödet, wie kulturlos, wie lächerlich." Damit nicht genug: "Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich jetzt raus, ich bin den Kampfes eh müde."

Sie wurde nun vom ZDF hinausgeworfen.
Elke Heidenreich moderierte die Sendung "Lesen" im ZDF, ich sah sie zwei-dreimal und mir gefiel sie.

Nun ist mir E. Heidenreich wesentlich sympathischer als M. Reich-Ranicki, weswegen ich das anders bewerte. Wieder einmal "nett", wie man selbst merkt, wie persönlich bezogen man Dinge beurteilt.

Jedenfalls tendiere ich dahin die Aussage von ihr einfach mal ernstzunehmen und dahinterzugucken, was sie zu der Aussage trieb. Sie ist sonst keine Radikalformulierende. Das ZDF warf eine Kritikerin hinaus und mit ihr eine gute Sendung, anstatt den Wahranteil aus ihrer Aussage herauszufiltern, das Dahinter. E. Heidenreich sei vorzuhalten, daß sie nicht differenziert hat, alles in einen Topf warf, denn es gibt auch gute Sendungen, Filme bei den Öffentlich-Rechtlichen. Warum diese allerdings immer zu seltsamen Sendezeiten kommen, bleibt mir ein Rätsel.

Artikel dazu: Vorhang zu für Elke Heidenreich

Ich finde es schade, wenn es "Lesen!" jetzt nicht mehr gibt, ich habe das immer ganz gern geschaut. Elke Heidenreich hat so eine erfrischende Art, Bücher vorzustellen.
Dass sie sich jetzt so böse geäußert hat, zeugt für mich schon von einer großen Frustration. Es sind zwar Pauschalurteile, aber was den Großteil des Programms betrifft, ist die Kritik ja berechtigt. Und das bessere Programm, anspruchsvollere Filme, Dokumentationen..., das ist alles spät in der Nacht.

Ja, das finde ich auch, dass Gottschalk die Situation ganz souverän "gestaltet" hat, auch was den Seitenhieb auf RTL betrifft ("RTL... ja, durchaus auch eingeladen..." oder so).

Wobei, "Wer wird Millionär" schaue ich ja recht gern.

Ich habe die Vermutung, dass zwischen ZDF und Heidenreich seit längerem die Stimmung nicht mehr zum Besten war. Ansonsten hätte der Sender nicht so gandenlos reagiert.

Was mich ärgert ist die Aussage: "... dass Heidenreich von der Sachebene auf die persönliche Ebene gerutscht ist ... " Das finde ich durchaus richtig - nur die Heidenreich wird hinauskomplimentiert Reich-Ranicki nicht.

Aus meiner Sicht ist das ZDF nicht der schlechteste Sender am Fernsehorizont. Sie verschliessen sich auch nicht vor Neuem. So hatte ich während der Zeit bei meiner Mutter eine Musical-Casting-Show gesehen, die ich niverauvoll fand. Es waren Interpreten eingeladen, die nicht nur trällern konnten, sondern richtig gut waren. Was in den Sendern läuft sollte schon dem Zeitgeist angepasst sein.
Im Alleingang nur "wertvolle" Filme zu zeigen passt nicht in das Image des ZDF. Eine Imageänderung würde bestimmt Schaden bzw. so flexibel ist der Sender nicht. Es gab ja auch vor der Privatisierung der Sender z.b. "Der goldene Schuß" - sooo anspruchsvoll war das früher auch nicht und wird es nie werden. Nur opponieren hilft in dem Fall nicht weiter.

Äußerst ärgerlich finde ich nur die hohen GEZ-Gebühren.

Ja, schon Schade um die Heidenreich Sendung. Obwohl sie sicher ganz schnell bei einem anderen Sender was Neues bekommt und was ähnliches machen kann, wenn sie will.

Ja, ich hatte mich jetzt auch gar nicht aufs ZDF allein bezogen, sondern auf das Fernsehen im Ganzen. Ich glaube, das einzige, was ich auf ZDF öfter ein paar Minuten lang schaue, je nach Gästen, ist Kerner. Aber sie haben ja auch noch den Theater- und Dokukanal, in den Genuss beider komme ich aber erst seit ein paar Monaten.

Frage mich, wieso ich das Fernsehen so vehement verteidige? Seit 30 Jahren besitze ich keinen Fernseher und werde mir in den nächsten 30 Jahren keinen anschaffen.

Lol... Bluenote. Das weiß ich auch nicht.

Gestern fing auf ZDF eine neue Geschichtsdoku an: "Die Deutschen".
10-teilig. Erste Folge: "Otto und das Reich".
Die werde ich mir angucken, hoffe dann endlich mal etwas chronologischer durchzublicken.
Meist kommen solche Sendungen irgendwann auch auf Phoenix.

ARD und ZDF gucke ich vor allem, wenn sie Boxen zeigen.
Und die Tour de France, was nächstes Jahr nun ja nicht mehr übertragen werden soll.

Private Sender gucke ich kaum.
Auf Dauer ist das einfach nichts für mich, wird mir langweilig vor.
Und es nervt auch sehr die Werbung. Sehrsehr.
Paar Sachen sind da aber auch für mich manchmal dabei.

Letztens sah ich seit längerem mal wieder RTL-Aktuell.
Mei... der Klöppel hat derweil ja ergraute Haare.

Ich glaube, man muß sich halt aus den zig Sendern das heraussuchen, was einem zusagt.
Früher gab es nur ARD und ZDF, dann noch die Regionalprogramme (Dritte).

Die mußten alles abdecken. ARD und ZDF müssen das infolge ihres gesetzlichen Programmauftrages immer noch. Sie könnten also gar nicht zB. zum reinen Informations-/Geschichtssender werden oder zum Kultur-TV. Sie müssen auch Unterhaltung anbieten. Alles untergebracht in einem Sender. RTL und Co brauchen sich da gar nicht drum zu kümmern, sie haben keinen "Bildungsauftrag". Sie gehen rein nach Quote und da ist es wieder der Verbraucher, der entscheidet.

Tiro schrieb:

ARD und ZDF gucke ich vor allem, wenn sie Boxen zeigen.

bluenote schockiert ist, dass Tiro Boxen anschaut

bluenote schrieb:

bluenote schockiert ist, dass Tiro Boxen anschaut

Erschrecke mich auch immer wieder.


Seit letzten Donnerstag sehe ich die Werbepausen der Privaten als Teilhabe an der Bildung.
Ich schaute auf Pro7 Popstars, ich gucke das, weil ich erstaunlich finde, was junge Menschen so alles mit sich machen lassen für ihren Traum. Nun kam bereits nach einer Viertelstunde ein Werbeblock und ich zappte die Känale währenddessen ab. Landete bei 3Sat, das eine Doku zeigte über ein Benediktinerkloster im Ettal. Interessant, aber irgendwann ging es bei Popstars ja weiter. Also landete ich wieder dort. Da stritten sie sich gerade, ich zappte wieder auf 3Sat und blieb dort.

Es war ein Internat dort in dem Kloster untergebracht, natürlich privat, Kosten pro Monat kleine 700 Euro. Paar Stipendien werden jedes Jahr vergeben. Es wurden die Ansichten der Benediktiner vorgestellt. U.a fiel das Wort "Gehorsam" und mir wurde schon anders. Aber: Gehorsam beinhaltet das Wort "hören". Zuhören, Hinhören und nicht assoziierend mit blinder Gehorsam. Und auch Verstehen (ich verstehe Dich/ich höre Dich). So definierten die Mönche das und versuchten es (vor-)zuleben. Ein Ziel des Internats: Die Schüler sollen angesehene Menschen sein. Angesehen werden, bemerkt und wahrnehmen wahrgenommen werden. Sehen, wenn jemand traurig schaut und auf ihn zugehen, und auch, wenn jemand sich freut. Den Menschen ansehen, nicht vorbei.

Wunderbares Wortverständnis, findet Tiro.
Danke Pro 7, Danke Popstars.